Wie entsteht ein Remix, der im Club wirklich funktioniert? Platin-ausgezeichneter Producer Roman Statkus alias Silver Ace verrät, wie er Songs auswählt, Vocal-Stems bearbeitet und daraus tanzbare Neuinterpretationen erschafft. Wir sprechen über seine Workflows in FL Studio, über Tonart- und Tempoänderungen, die Magie des richtigen Grooves und den perfekten Mix für die Clubanlage. Außerdem geht’s um das Thema Rechte und Lizenzen – was beim Remixen erlaubt ist, wann man anfragen sollte und wo rechtliche Risiken lauern. Ein inspirierendes Gespräch für alle, die wissen wollen, wie man aus einem bestehenden Track einen echten Clubbanger mit Hitpotenzial produziert.
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Neun Platinplatten, Millionen Streams und ein Karriereweg, der auf Ibiza begann:
Producer und Remixer Roman Statkus – besser bekannt als Silver Ace – spricht im Studiosofa-Podcast über die Kunst des Remixings. Im Gespräch mit Marc Bohn und Klaus Beetz erzählt er, wie aus einer Acapella ein tanzbarer Clubtrack wird, welche Tools er nutzt und warum Remixing für ihn mehr ist als nur ein Trend.
Vom Media Markt nach Ibiza: Der ungewöhnliche Weg zum Producer
Roman Statkus stieg nicht über die klassische Musiklaufbahn ein, sondern über einen Umweg: Mit 16 brach er die Schule ab, machte eine Ausbildung bei Media Markt und landete kurz darauf auf Ibiza. Dort verkaufte er Party-Tickets am Strand – bis ihm ein betrunkener Moment den Weg in die Musik ebnete.
„Ich bin zum DJ gegangen und hab gesagt: ‚Deine Musik gefällt mir nicht.‘ Er gab mir seine Kopfhörer und meinte: ‚Dann mach’s besser.‘ Ich hatte keine Ahnung, wo Play ist – aber danach war mein Ehrgeiz geweckt.“
Zurück in Deutschland traf er in Osnabrück auf Robin Schulz und David Rodriguez – Kontakte, die seine Karriere später prägen sollten. Über verschiedene Kollaborationen entstand der Song „Brooklyn“ mit Ofenbach – sein Durchbruch.
Was ist ein Remix?
Für Statkus ist Remixing mehr als ein neuer Beat oder ein bisschen Pitch-Shifting.
„Ein Remix bedeutet für mich, aus einer Acapella eine komplett neue Melodie zu bauen – und sie tanzbarer zu machen.“
Der Producer arbeitet meist mit offiziellen Vocals seines Labels, schneidet aber auch selbst mit iZotope RX-11 Audio. Wer neu ins Remixing einsteigt, kann laut Statkus bereits in FL Studio gute Ergebnisse erzielen: „Per Knopfdruck kannst du Vocals isolieren und sofort loslegen.“
Die ersten Schritte: Bass, Kick & Melodie
„Ich starte immer mit der Bassline. Vier Takte, Kick, Hi-Hat – das Grundgerüst steht schnell“, erklärt Statkus. Dann kommt die Melodie – oft inspiriert durch Splice-One-Shots oder eigene Synth-Presets.
Für ihn entscheidend: ein klarer Rhythmus und eine Melodie, die emotional funktioniert. „Ich halte mich nicht an Genres. Mein Sound ist eine Mischung aus Slap House, Pop und Electro – und das bleibt auch so.“
Zu seinen Lieblings-Plug-ins zählen Nexus, Waves, Fresh Air und Vita Varda, oft kombiniert mit dem klassischen Yamaha Motif 6 Keyboard.
Tonart & Tempo: Vom Original zum Clubtrack
Ein entscheidender Schritt beim Remixen ist die Tempo- und Tonart-Anpassung. „Wenn das Original bei 95 BPM liegt, ziehe ich meist auf 124 hoch – das macht den Track tanzbarer.“
Dabei bleibt er meist in der Originaltonart, um die Emotion der Vocals zu bewahren. „Wenn ich Mariah Carey eine Oktave höher pitche, verliert der Song seinen Charme.“
Für das Finetuning setzt er auf Waves Pro Q3, Pro-L2 und Tonal Balance Control 2. Ein weiterer Tipp für Anfänger: das kostenlose Plug-in Fresh Air, um Luft und Klarheit in Vocals und Synths zu bringen.
Rechtliche Grenzen beim Remixen
Remixen ist rechtlich eine Grauzone – und Statkus spricht aus Erfahrung:
„Ich habe am Anfang einfach Tracks hochgeladen und dann Briefe vom Anwalt bekommen. Mach das nicht! Wenn du üben willst, geh auf SoundCloud, nicht auf Spotify.“
Er rät Newcomern, Remixe nur mit freigegebenem Material zu veröffentlichen oder eigene Versionen auf nicht-kommerziellen Plattformen zu teilen. „Wer ernsthaft veröffentlichen will, sollte mit den Rechteinhabern sprechen. Das kann sonst richtig teuer werden.“
Mixing für den Club: Vom Studio auf die Tanzfläche
„Ich mixe immer gleich – mein Template steht“, erzählt Statkus. Sein Fokus liegt auf 44,1 kHz und einem klaren, druckvollen Low-End. „Ich teste meine Mixe nicht auf High-End-Monitoren, sondern auf Handy und Kopfhörer. Weil da hört sie am Ende jeder.“
Bei Clubsound-Tests verlässt er sich auf Freunde mit echter PA: „Die sagen dir ehrlich, ob der Bass knallt oder nicht.“
KI, Samples & die Zukunft des Remixings
Mit KI-Tools kann heute jeder Musik remixen – doch Statkus bleibt skeptisch:
„Für mich ist KI keine Musik, das ist Programmieren. Musik braucht Emotion und Zufall.“
Er setzt stattdessen auf One-Shots und eigene Sounds, um einen individuellen Stil zu bewahren. „Ich will, dass man meine Tracks sofort erkennt.“
Fazit: „Mach dein eigenes Ding.“
Sein wichtigster Tipp für Nachwuchs-Producer:
„Hör nicht auf andere. Zeig deine Songs nicht Freunden, die eh alles gut finden. Bleib dran und mach dein eigenes Ding.“
Für Roman Statkus ist Remixing kein Trick, sondern eine Kunst. Ein guter Remix erzählt eine neue Geschichte – und bringt das Original auf die Tanzfläche von morgen.

