In dieser Episode des Studiosofa Podcasts, live aufgenommen auf der LEaT con, spreche ich mit Roger Schult von german audio lab über die Entwicklung moderner Pro-Audio-Hardware, über technische Konsequenz und über die Frage, warum gute Studiotechnik dort entsteht, wo reale Probleme gelöst werden – und nicht dort, wo Trends bedient werden. Das Gespräch gibt einen tiefen Einblick in die Denkweise eines Entwicklers, der seit Jahrzehnten an Audio, Messtechnik und Stromversorgung arbeitet und dabei bewusst unabhängig und praxisnah geblieben ist.
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Von der Automotiv-Messtechnik zur Studiohardware
Roger Schult kommt ursprünglich aus der Automotiv- und Messtechnik. Unter anderem war er an der Entwicklung von Ultraschall-Sensorik beteiligt, wie sie bis heute in Einparkhilfen eingesetzt wird. Diese ingenieurgetriebene Denkweise prägt auch seine Arbeit im Pro-Audio-Bereich. Statt Klangmythen oder nostalgische Versprechen in den Vordergrund zu stellen, geht es ihm um saubere Signalführung, stabile Stromversorgung und reproduzierbare Ergebnisse im Studioalltag. Über viele Jahre hinweg hat er Audio-Equipment gesammelt, repariert, analysiert und verbessert, bis daraus schließlich german audio lab entstanden ist.
Galvanische Trennung als Schlüssel für störungsfreien Sound
Ein zentrales Thema des Podcasts ist die galvanische Trennung von Signal- und Versorgungspfaden. Am Beispiel seines USB-Interfaces „Kodi“ erklärt Roger Schult, wie digitale Quellen zuverlässig in eine professionelle Studio-Umgebung integriert werden können, ohne typische Probleme wie Brummschleifen oder HF-Einstreuungen in Kauf nehmen zu müssen. Der Fokus liegt dabei nicht auf maximalen Features, sondern auf Stabilität und Alltagstauglichkeit – Eigenschaften, die im professionellen Umfeld entscheidend sind.
Mid/Side-Technik und vergessene Konzepte
Auch klassische analoge Konzepte spielen im Gespräch eine wichtige Rolle. Roger Schult spricht über seinen transformatorgekoppelten Mid/Side-Decoder, mit dem sich Stereo- und M/S-Signale flexibel wandeln lassen. Dabei wird deutlich, dass viele dieser Techniken keine Retro-Spielereien sind, sondern bewährte Werkzeuge mit einer langen Geschichte. Oft wurden sie weniger neu erfunden als vielmehr wiederentdeckt, nachdem sie über Jahre hinweg in Vergessenheit geraten waren.
500er-Module, Lunchboxen und die Realität der Netzspannung
Ein weiterer Schwerpunkt der Episode liegt auf den 500er-Modulen von german audio lab und der Entwicklung einer eigenen Lunchbox. Ausgehend von Kundenfeedback zu Brummen, Dynamikverlusten und mechanischen Problemen analysierte Roger Schult systematisch bestehende Lösungen am Markt. Dabei zeigte sich, wie stark Netzspannungsschwankungen im europäischen Stromnetz die Performance von Studiogeräten beeinflussen können. Seine Lunchbox ist deshalb bewusst so ausgelegt, dass sie größere Toleranzen abfängt und zugleich moderne Stereo-Workflows in kompakten Setups unterstützt.
Warum DAW-Steuerung für kleine Hersteller ein Risiko ist
Im Podcast geht es auch um den Trend zu DAW-gesteuerter Analog-Hardware und hybriden Systemen. Roger Schult erklärt, warum solche Konzepte technisch reizvoll, für kleinere Hersteller aber mit erheblichen Risiken verbunden sind. Treiberpflege, Betriebssystem-Updates, Lizenzmodelle und langfristiger Support binden enorme Ressourcen und können schnell zur Belastung werden. Deshalb setzt german audio lab weiterhin auf direkt bedienbare Hardware, die ohne Software-Abhängigkeiten zuverlässig funktioniert.
Nostalgie, Klangmythen und historische Einordnung
Ein weiterer spannender Aspekt des Gesprächs ist der Umgang mit Nostalgie im Studiomarkt. Roger Schult ordnet den Mythos klassischer Geräte historisch ein und erklärt, dass der oft beschworene „Vintage-Sound“ häufig aus Bauteiltoleranzen und Exemplarstreuungen resultierte. Viele der heute gefeierten Konzepte entstanden aus ganz pragmatischen Anforderungen früher Ton- und Filmtechnik und wurden erst später verklärt.
Ein Blick hinter die Kulissen moderner Audio-Entwicklung
Diese Episode des Studiosofa Podcasts ist kein oberflächlicher Gear-Talk, sondern ein ruhiges, tiefgehendes Gespräch über Haltung, Verantwortung und langfristiges Denken in der Audiotechnik. Wer sich für Pro-Audio-Hardware, 500er-Module, analoge Signalverarbeitung und die Realität kleiner Hersteller interessiert, findet hier wertvolle Einblicke und klare Positionen jenseits von Marketing-Floskeln.
Zur Website: https://www.rogerschult.com/

